Wer eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen will, sollte zunächst die eigene Gesundheits- bzw. Krankenakte recherchieren. Denn Vorerkrankungen geben wesentlich mit den Ausschlag dafür, bei welchem Versicherer man unter welchen Bedingungen unterkommen kann. Die Hilfe eines Experten kann dabei helfen.
Berufsunfähigkeits-Policen sind wichtig: sehr sogar. Jeder vierte Erwerbstätige muss den Beruf aufgeben, bevor er das Rentenalter erreicht, dann droht Armut und ein Verlust des Lebensstandards. Aber zugleich sind die Verträge vergleichsweise komplex und teuer. Das beginnt schon im Antragsprozess, wo Gesundheitsfragen beantwortet werden müssen. Abgefragt wird häufig die Historie für fünf oder zehn Jahre.
Dabei ist es ratsam, zunächst bei der Krankenkasse oder dem Hausarzt die Gesundheitsakte zu recherchieren. Dies gilt explizit auch dann, wenn man keine chronischen Vorerkrankungen hat oder zumindest keine vermutet. Denn die Versicherer unterscheiden sich auch darin, wie sie Vorerkrankungen bewerten. Bei einigen Anbietern kann schon ein Arztbesuch aufgrund eines Bandscheiben-Vorfalls dazu führen, dass der Antragsteller mit Ausschlüssen konfrontiert wird, bestimmte Krankheitsbilder also nicht versichert sind. Andere Anbieter sind da wiederum nachsichtiger.
Hier sei an das Problem der vorvertraglichen Anzeigepflicht erinnert. Wenn ein Versicherungsnehmer später eine BU-Rente beantragt, wird der Versicherer rückwirkend prüfen, ob er im Antrag korrekte Angaben gemacht hat oder Krankheiten verschwieg. Hat der Antragsteller nicht korrekt oder falsch geantwortet, kann der Versicherer vom Vertrag zurücktreten und eine Leistung verweigern. Dann steht der Betroffene ohne BU-Schutz da, obwohl er jahrelang Beiträge gezahlt hat.
Anonyme Vorantrage empfiehlt sich
Da kann es nicht schaden anhand der Gesundheitsakte zu schauen, ob man nicht doch einen wichtigen Arztbesuch oder eine Diagnose übersehen hat. Für Kassenpatienten ist die Recherche besonders wichtig: Viele Ärzte machen die Patienten auf dem Papier kränker, als sie eigentlich sind, weil so über die Krankenkassen mehr Geld abgerechnet werden kann. Leider sind das keine Einzelfälle. Das IGES-Institut schätzt den Schaden durch manipulierte Gesundheitsakten auf 290 Millionen Euro im Jahr.
Wobei es keineswegs empfehlenswert ist, mit einer Vorerkrankung dann gleich einen BU-Versicherer anzuschreiben und ihn zu informieren. Dann nämlich kann es passieren, dass man abgelehnt wird – und in der HIS-Datei der Versicherungswirtschaft landet. Das erschwert es zusätzlich, einen Vertrag zu finden. In der Auskunftei werden Versicherungsnehmer mit Auffälligkeiten vermerkt.
Stattdessen empfiehlt es sich, eine sogenannte anonyme Voranfrage zu starten. Dabei werden mehrere Versicherer gleichzeitig angeschrieben, um die Konditionen für einen BU-Schutz bei bestimmten Erkrankungen zu erfragen – ohne, dass der Versicherer den Namen des Antragstellers erfährt. So ist es möglich, sich vorab über die Möglichkeit eines Vertrages zu erkundigen. Und dann jenen Anbieter auszuwählen, der den besten Schutz und die wenigsten Ausschlüsse bietet. Wer einen Versicherungsexperten hinzuzieht, hat zusätzliche Sicherheit bei den oft hochkomplexen Verträgen.
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