2020 müssen sich gesetzlich Krankenversicherte auf steigende Kosten einstellen. Denn der durchschnittliche Zusatzbeitrag wurde angehoben, weil die Kosten steigen.
Lange Zeit schien es, als ginge es den Krankenkassen blendend: Sie häuften Milliarden an Rücklagen an. Doch nun scheint sich eine Trendumkehr anzubahnen. Demnach hat der Schätzerkreis der Krankenkassen den durchschnittlichen Zusatzbeitrag für 2020 um 0,2 Prozentpunkte auf 1,1 Prozent angehoben. Das berichtet diese Woche das Bundesfinanzministerium.
Was bedeutet dies? Ganz einfach: die Experten des Schätzerkreises, bestehend aus Vertretern des Ministeriums und Versicherungsexperten, haben in einer Prognose errechnet, dass sich die Krankenkassen steigenden Ausgaben gegenübersehen. So erwarten sie, dass der Gesundheitsfonds 2020 rund 240,2 Milliarden Euro einnehmen wird. Und für Gesundheitsleistungen etc. rund 256,8 Milliarden Euro ausgeben muss. Das bedeutet einen Fehlbetrag, den die Kassen im Zweifel auf die Krankenversicherten umlegen müssen.
Allerdings ist der durchschnittliche Zusatzbeitrag kein bindender Wert, sondern nur eine Empfehlung. Und so erwartet das Bundesfinanzministerium, dass einige Kassen ihren Zusatzbeitrag stabil halten oder gar senken. Denn jede Kasse kann den Zusatzbeitrag individuell festlegen, je nachdem, ob sie mit dem erhaltenen Geld klarkommt. Und manche werden ihre Rücklagen anzapfen. Aktuell schlummern noch 20 Milliarden Euro an Finanzreserven in den Schatztruhen der Krankenversicherer.
Hebt eine Krankenkasse ihren Zusatzbeitrag an, haben die Versicherten ein einmonatiges Sonderkündigungsrecht ab dem Zeitpunkt, zu dem sie darüber informiert wurden. Denn nicht jede Kasse korrigiert den Beitrag zum Jahresende: Manche drehen auch mitten im Jahr an der Prämienschraube. Der Zusatzbeitrag wird zusätzlich zum allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent erhoben, den sich Arbeitnehmer und -geber hälftig teilen. Seit Januar 2019 wird auch die Zusatzprämie wieder paritätisch finanziert, das heißt zu gleichen Teilen durch Firma und Beschäftigte.
Warum aber steigen die Ausgaben der Krankenkassen? Hierfür gibt es mehrere Gründe. Die Gesellschaft altert, was mit höheren Behandlungs- und Therapiekosten einhergeht. Viele neue Medikamente sind zudem sehr teuer und – anders als in vielen anderen europäischen Staaten – zumindest im ersten Jahr nach Einführung nicht preislich gedeckelt. Auch kosten die Gesundheitsreformen der Bundesregierung extra Geld: etwa Maßnahmen für eine bessere medizinische Betreuung auf dem Land.
Bei der Wahl der Krankenkasse sollte man aber nicht allein auf den Zusatzbeitrag achten. Bonus-Leistungen, ein guter Service, das schnelle Bewilligen bzw. Bearbeiten von Anträgen sowie Ansprechpartner vor Ort sind ebenfalls wichtige Kriterien. Ein Beratungsgespräch schafft Aufklärung — auch, wie man mit Zusatzversicherungen den Schutz der Kassen „upgraden“ kann.
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